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Urlaubstraum

Mein Traumurlaub fängt Zuhause an. Zwei Tage lang entspanne ich mich, packe genüsslich und mit viel Zeit meine Sachen. So passiert es mir nicht, dass ein Flip Flop fehlt, dafür aber vier dicke Pullis sich in meinen Koffer schleichen konnten – und das unter praller sardinischer Sonne! Ich räume auf, damit ich in ein schönes sauberes Zuhause zurückkomme. Ich verabschiede mich von meiner Umgebung, meiner Wohnung, den Pflanzen. Ich erzähle allen, dass ich verreisen werde und wo ich hinfahre: dem Hausmeister, der Kassiererin im Supermarkt meines Vertrauens, der Briefträgerin, meinen Nachbarn, meine Vorfreude wächst. Ich kann es kaum mehr erwarten. An meinem Abreisetag stehe ich rechtzeitig auf, frühstücke ausgiebig und in aller Ruhe. Dann geht’s los.

Im Flugzeug bin ich aufgeregt, ich fotografiere die Alpen von oben zum fünfundzwanzigsten Mal, obwohl ich genau weiß, dass man auf den Bildern sowieso nicht das sieht, was ich gesehen habe. Ich lese die Zeitschriften, die ich beim Einsteigen bekommen habe, alle auf einmal. Um mich herrscht ein Chaos voll bunter Hochglanzseiten. Das erste Highlight.

Im Hotel angekommen, nein, eigentlich lieber in einer kleinen Pension, wo die Inhaber selbst kochen (jeden Tag Pasta!) und mich morgens mit einem fröhlich – interessierten: „Come sei?“ und einem üppigen Frühstück begrüßen, packe ich jetzt nicht aus, sondern stelle mein Gepäck ab, streife mir Flip Flops über und laufe zum Wasser, zum Meer, dass ich vermisse, sobald es nicht da ist. Ich atme tief ein, atme Algen und Salz. Ich setze mich an den Strand, der nur wenig von Touristen bevölkert ist und spüre den warmen Sand an meinen Beinen. Das ist mein Urlaub. Ich werde hier liegen, die Augen schließen und dem Wellenrauschen zuhören, meine Gedanken werden die Welt bereisen. Ich werde Bücher lesen, für die mir sonst die Zeit fehlt. Mein Freund wird Melone bringen zum Mittag, er und die Sonne werden mir den Rücken streicheln. Wir werden im Meer schwimmen und auf Fahrrädern die Insel erkunden. Wir werden Strände finden ohne Menschen und Läden, in denen wir Strohhüte kaufen. Hier bewege ich mich nicht weg, nicht von diesem Strand, nicht von dieser Insel. Nicht in den nächsten zwei Wochen. Dann geht’s wieder nach Hause, in mein Berlin, mein Zuhause. Ich freu mich schon drauf.

Geschrieben von Müller am 14. Juli 2012