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Tränen

Das Leben war ein weiteres Mal grausam. Ich schenkte jemandem meine Liebe und er verweigerte sie mir. So ist es eben. Ich sitze da, dicke Tränen kugeln mir über das Gesicht. Ich bin dabei mich zu verlieren. Du liebst sie, sie liebt dich hoffentlich auch. Ich will nur das Beste für dich, das ist anscheinend sie. Mit den Tränen will ich meine Trauer hinwegweinen, doch es funktioniert nicht. Mit jeder Träne steigt mein Kummer, meine Verzweiflung, meine Wut. Aber wie kann ich so egoistisch sein? Ich weine um mich und um ihn. Um unerwiderte Liebe. Wie kann ich so sein? Es gibt viel schlimmeres, um das man weinen könnte: Erdbeben, Attentäter, Tod, Krankheit. Doch trotzdem, ich bin egoistisch, ich denke nur an dich. Ich will nach Fehlern suchen, ich will dich mit jeder Träne mehr hassen. Aber ich kann nicht. So bin ich eben, ein warmherziger Mensch. Und diese haben meistens verspielt.

Weitere Tränen kullern mir über das Gesicht. Nun weine ich nicht nur um uns, sondern auch um die Welt, die Musik, die Toten, die Kranken. Mit der ersten Träne weint man um sich selbst, mit der zweiten um jemand ganz Bestimmten und mit der dritten Träne um das Unrecht der Welt. Tränen sind nicht nur Tränen. Jede einzelne bedeutet etwas und ist kostbar.
Ich habe es satt, meine Tränen für unbedeutende Menschen zu vergießen. Ich stelle die Gefühle ab: Keine Tränen mehr, nie wieder, nicht einmal bei Schmerzen. Tränen sind so kostbares Gut, man sollte sie nicht um eines selbst Willen vergeuden.

Geschrieben von tobi am 27. April 2015