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Fröhliche Weihnachten

Es war der Abend des zweiten Weihnachtstages. Ich lag mal wieder da, alleine in meinem Zimmer, in der Dunkelheit. Ich hatte ungefähr zwei halbe Ewigkeiten darauf gewartet bis mein Bruder aus dem Zimmer ging, damit ich alleine sein konnte. Alleine… wie immer. Ich fing an zu weinen. Die warmen Tränen flossen mir über die Wangen und hinterließen einen nassen Fleck auf dem Kissen. Ich musste lächeln. Mein lächeln war schwach, so schwach das es keine Menschenseele sehen würde. Meine Mutter beschäftigte sich mit den anderen in der Küche. Das rote Licht des Rauchmelders blizte durch die Dunkelheit auf.

Ich schloss meine Augen und verlor mich ganz in dem schon zur Normalität gewordenem Gefühl der Einsamkeit. Die Tränen verklebten den Rand meiner Wimpern. Ich spürte den nassen Fleck des Kissens an meiner Stirn.
Ich spürte wie heiß es unter meiner Decke wurde und wie still es im Raum war. Dieses Gefühl gab mir Geborgenheit. Geborgenheit durch Dunkelheit, Stille und durch meine Tränen. Denn von den Anderen konnte ich keine Geborgenheit erwarten.

Es war zwar meine Familie, aber dass Familie zusammenhält stimmte nicht. Trotz dem dass ich keine schlechte Kindheit gehabt hab, ist mein Glaube an das Vertrauen der Familie und an den Zusammenhalt vor einigen Jahren wie eine Vase, die auf den Boden fällt, zersplittert. Denn eines habe ich durch mein Umfeld in den letzten Jahren gelernt: Verlasse dich auf niemanden! Und vertraue niemandem! Denn sonst werden die Menschen nur deine Schwachpunkte ausnutzen und dich zu Boden bringen.

Deshalb vertraue niemandem ausser dir selbst und zeige keine Schwäche dann wird dir nichts passieren. Schon seit mehreren Jahre lebe ich nun in dieser Einstellung. Vielleicht habe ich deshalb das Vertrauen verlernt. Ich habe schon oft darüber nachgedacht wie es wäre wenn es mich nicht mehr gäbe, doch ich weiss dass so etwas falsch ist.
Ich würde damit meine Familie verletzen. Denn wenn ich so etwas tun würde wäre meine Familie nicht mehr normal. Und im Moment ist sie das, naja, außer mir eben. Aber diese „Normalität“ soll sich nicht ändern.

Heute war der zweite Weihnachtstag und heute war der Tag, an dem mir klar wurde dass ich Weihnachten hasse. Nicht nur dass das ganze Fröhlichgetue und die ganzen Weihnachtslieder total nervig sind, es ist auch noch das Fest der Enttäuschung. Richtig gelesen, nicht das Fest der Freude, sondern der Enttäuschung.
Ist es denn nicht deprimierend wenn man eine Wunschliste mit Prioritäten schreibt, und am Schluss nur eine Sache bekommt, auf die man verzichtet haben könnte? Oder wenn man nach der Geschenkausgabe dasitzt mit seiner Schneekugel und merkt, dass Weihnachten für einen vorbei ist und der Kleine Bruder, der um die 15 Spelzeuggeschenke bekommen hat die Mama anschreit dass er mehr haben will? Oder wenn der eigene Zwillingsbruder doppelt so viele Geschenke bekommen hat? Oder wenn man sich mühe gibt, die Geschenke für jedes Familienmitglied perfekt auszusuchen und man selbst nicht mal einen billigen Schminkkoffer bekommt? Die einfache Antwort ist: Ja ist es.

Diese Fragen habe ich mir dieses Jahr auch gestellt. Warum kriegt meine Mutter oder mein Vater oder Tante, Onkel und Oma ihre sehnlichsten Wünsche und ich krieg eine mikrige Schneekugel? Und dabei muss man ja noch so tun als würde man sich darüber freuen… Und man sieht das Lachen und die Freude der Verwandten… Und freut sich selbst kein bisschen… Genau das selbe in der Schule… Die Geschenke am letzten Schultag werden doch nur dafür verwendet dass man andere Leute sich schlechtfühlen lässt.. Denn ist es nicht deprimierend wenn die „Freundinnen“ sich vor deiner Nase umarmen und gegenseitig versuchen mit der größe ihrer Geschenke zu konkurieren, die sich ihrer ach so besten Freundin schenken?
Und man selbst nicht einmal umarmt wird, was einem auch genügen würde?
Weihnachten ist für mich kein Fest der Freude mehr. Es macht deprimiert, wütend und traurig, vielleicht sogar eifersüchtig… Ich weiss dass es nicht nur mir so geht… Denn Freude über ein Geschenk vergeht, doch die Trauer bleibt…{jcomments on}

Geschrieben von tobi am 26. Dezember 2014