Entscheidungshilfe
Eines Tages sucht der Held/die Heldin dieser Geschichte nach Rat. Wir wollen ihn/sie Niki nennen, denn dieser Name passt sowohl für Männer als auch Frauen, und beide könnten sich in so einer Situation befinden.
Eine wichtige Entscheidung steht an. Soll Niki alle Brücken hinter sich abbrechen, ins Ausland – oder auch nur in eine andere Stadt ziehen und dort auf gut Glück ein neues Leben aufbauen? Das Herz sagt ja, die Seele ist voller Sehnsucht. Dennoch ist am gewohnten Ort so vieles, das Niki lieb gewonnen hat: die Wohnung, die manchmal zwar etwas unordentlich ist, aber viele Schätze beherbergt. Der Freundeskreis, das Lieblingsrestaurant. Wer weiß also Rat? Da Familie und Freunde Niki gerne bei sich haben, antworten sie entweder ausweichend oder mit „tu, was du für richtig hältst“. Also hilft nur eines: bei Gott oder dem Universum, je nachdem an was man glaubt, persönlich nachfragen.
So geht Niki durch den Park. Als erstes fällt ihm/ihr eine Margarite auf. Er/sie zupft die Blütenblätter der Reihe nach aus: ja – nein – ja – nein……. ja! Doch das war ja nur eine Blume… das ist noch nicht genug. Da könnte ja jeder kommen und einfach ja sagen. Niki sucht nach mehr Beweisen. Eine ältere Dame kommt den Weg entlang. Niki lächelt und spricht sie an. „Sie könnten mir helfen… sagen sie mir bitte ‚ja‘ oder ’nein‘!“ Die Dame ist sehr erstaunt und fragt nach ob sie sich damit wohl keine neue Versicherung, ein Zeitungsabonnement oder eine Religionszugehörigkeit einhandeln würde. Niki erklärt, er/sie würde gerade Gott bezüglich einer Unklarheit in seinem/ihrem Leben interviewen, und da Gott ja angeblich alles ist, ist ihm/ihr die Meinung jener Dame jetzt besonders wichtig. Die Parkbesucherin lächelt, sagt „ja“ und setzt ihren Spaziergang fort.
Zwei Mal „ja“. Ist das eine Antwort, oder ist das nur ein Zufall? Gibt es Zufälle überhaupt? Zwei Mal Zustimmung vom Universum reichen Niki aber noch nicht. Mehr Beweise sind vonnöten. Am Wegrand liegt eine Centmünze. Kopf = nein, Zahl = ja. Niki wirft die Münze in die Luft, macht die Augen zu – und öffnet sie erst wieder, als sie zu Boden gefallen ist und das zarte Klingen des Aufpralls verhallt ist. Zahl.
Kann das Universum wirklich wollen, dass Niki alles aufgibt? Könnte das nicht nur ein Irrtum sein? Niki verlässt den Park wieder und geht gedankenverloren über die Straße. Ein Autofahrer muss scharf bremsen und hält mit quietschenden Reifen. Niki erschrickt und geht schleunigstens auf die andere Seite. Quietschende Reifen – hat das nicht gerade wie „Neeeiiiiiiiiiiiin“ geklungen? „Ich habe es ja gewusst“, denkt Niki sich und geht seiner/ihrer gewohnten Wege.